Kühe in Indien - Die heiligen Rindviecher
In Indien geht es bunt und turbulent zu, das haben wir während unserer zahlreichen Besuche beim Sri Balasai Baba immer wieder feststellen können. Es wimmelt nur so von Menschen, inzwischen gern auch motorisiert. Alles wirkt bunt und chaotisch. Was aber auch typisch für Indien erscheint, ist der Eindruck, dass es noch mehr Kühe als Menschen gibt. Ja, auch mitten auf der Hauptstraße. Das wäre in unserer Heimat niemals auch nur annähernd denkbar. Hier würde eine einzige Kuh, die ohne Ohrmarke auf der Bundesstraße unterwegs ist, nicht nur großes Erstaunen, sondern auch einen Großeinsatz der Polizei auslösen. Wir finden es total faszinierend, wie locker und selbstverständlich die Inder die tierische Gesellschaft hinnehmen. Deshalb geht es in diesem Beitrag um Kühe in Indien.
Der Hinduismus ist der Ursprung der Kuh-Toleranz
Die meisten Inder sind Hindus, glauben also an den Hinduismus. Diesen findet man auch zum Beispiel in Ägypten, wo es mit der besonderen Beziehung zu den Kühen ähnlich aussieht. Für die Inder sind die Kühe ein absolutes Heiligtum, das geehrt und respektiert wird. Nie im Leben würde einem Inder einfallen, sich ein Beefsteak zu genehmigen. Im Grunde genommen nimmt man auch auf der Straße lieber einem anderen Mopedfahrer die Vorfahrt als der heiligen Kuh. Die Tiere scheinen Ihren Prestige-Status regelrecht zu genießen und bewegen sich im Getümmel mit einer Behäbigkeit und Gelassenheit, die tatsächlich fast göttlich anmutet. In den Alten Schriften des Hinduismus ist verbrieft, dass die Tiere wirklich göttlich sind. Viele der Hindu-Götter haben die Gestalt eines Rindes. Somit sind die heutigen Kühe die Verkörperung der Götter und somit unantastbar. Einer Kuh respektlos zu begegnen, wäre so etwas wie eine Todsünde.
Fiese Gegner machten sich die Kuh-Verehrung auf gemeine Art zu Nutze
Indien wurde in der Vergangenheit oft von Feinden angegriffen. Die Gegner, die an den Islam glaubten, hatten prompt eine perfide Idee. Sie nutzten ganze Rinderherden als Schutzschilder, indem sie die Tiere an vorderster Front vor sich laufen ließen. Die indischen Hinduisten starben lieber, als versehentlich eine Kuh zu verletzen. Dies ist ein trauriger Teil der indischen Geschichte, der aber von der bedingungslosen Loyalität gegenüber den Tieren zeugt.
Sind die Kühe in Indien auch Nutztiere?
Natürlich sind die Kühe in Indien nicht nur in der Großstadt zu finden, sondern auch auf dem Land. Dennoch scheint es den Bauern nicht schwer zu fallen, keines der Tiere zu verputzen. Trotzdem werden einige Kühe auch als Nutztiere betrachtet. Die tierischen Gottheiten haben scheinbar nichts dagegen, auch einmal einen Karren zu ziehen. Als Zug- und Lasttiere sind die Kühe also durchaus nützlich und werden zur Arbeit herangezogen. Dabei kann man aber davon ausgehen, dass die Tiere einen Arbeitsschutz genießen, von denen manche Frauen und Kinder, zum Beispiel in den indischen Fabriken, nur träumen können. Dies bedeutet nicht, dass wir den Kühen ihren Status missgönnen. Wir würden uns lediglich wünschen, dass der selbe Respekt auch allen anderen Lebewesen inklusive Menschen entgegengebracht wird. Dafür beten wir zusammen mit dem Sri Balasai Baba, der übrigens auch ein äußerst tierlieber Mensch ist.
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